Negativerfahrung LiFePO4-Batterie
Mitte 2019 hatte ich bei der Fa. Bosswerk GmbH (www.greenakku.de) einen 150Ah/12V „Liontron“ bestellt (war damals gerade im Angebot für rund 1790€). Der wurde zu diesem Zeitpunkt im Vergleich zu den anderen am Markt erhältlichen Systemen (Einzelzellen + BMS) recht günstig angeboten.
Geliefert wurde schnell, jedoch keine „Liontron“ Batterie, sondern ein Produkt von „Solarfam“ (siehe Bild links).
Nach den im Web verfügbaren Informationen zu dieser Marke ist er vermutlich baugleich mit dem bestellten „Liontron“.
Es ist zu vermuten, das SolarFam bzw. der hinter dieser Marke stehende chinesische Fertiger/Hersteller der Batterie – Lieferant von Bosswerk ist.
Das Ding ging aber nach einer Woche Test auf dem Labortisch (erst ordentlich testen, dann einbauen) zurück zur Gutschrift, war schlicht und ergreifend defekt.
Was funktionierte nicht?
Zum ersten schaltete das BMS bereits bei 14.1V auf OVP (Überspannungsabschaltung – OverVoltageProtection).
Zum zweiten schaltete das BMS (Batterie – Management – System) bei kleinen Lastströmen (0 bis 0.5A) nicht richtig ein, es wurde nur einer der beiden antiseriell geschalteten MosFet eingeschaltet.
Im Ergebnis war die Akkuspannung an den Klemmen um etwa 0.6V zu niedrig (eine Substratdiodenstrecke noch aktiv, also einer der Mosfet nicht angesteuert). Erst wenn der Strom über 0.5A stieg, war schlagartig die korrekte Akkuspannung auch an den Polen.
Der frühzeitige OVP führt dazu, dass keine saubere Balancierung möglich ist, den die braucht Zeit und erfolgt bei den üblichen BMS aus chinesischer Fertigung erst ab typ. 14.2V (4 x 3.55V), der Akku wäre wohl irgendwann (mit Sicherheit nach Ablauf der Garantie/Gewährleistung) wg. Zellenschieflage unbrauchbar geworden.
Ein Garantie-/Gewährleistungsfall nachzuweisen wäre aber ohne Öffnen des Akku nicht/nur schwer möglich gewesen, also schlechte Karten im Nachhinein – denn nach Ablauf der gesetzlichen Garantie muss der Käufer nachweisen das der Mangel bereits von Anfang an vorlag.
Möglicherweise hätte sich (in meinem Fall) die Bosswerk GmbH dann auch darauf zurückgezogen, das der Akku ja kein „Liontron“ sei, die Lieferpapiere wiesen nämlich einen solchen aus.
Das tut man sich nicht an für bei einem Akkupreis von über 1.700€, also zurück damit zum Lieferanten zur Gutschrift. Dies auch, weil …….
Was muss an Unterlagen mitgeliefert werden in der EU?
zum Akku keinerlei CE-Dokumente (EU – Konformitätserklärung) mitgeliefert wurde, auch nicht eine Kurzform mit Verweis auf eine vollständige Version als Webdownload (ist zulässig).
Die Online verfügbaren Dokumente zu diesem Akku sind aber nicht von Greenakku ausgestellt, sondern vom chinesischen Vorlieferanten. Die sind aber ungültig und falsch, weil der chinesische Hersteller keinen Firmensitz in der EU hat – dadurch gilt:
Der Inverkehrbringer, also Greenakku.de (Bosswerk GmbH), hat die CE-Konformitätserklärung abzugeben.
Hier sei noch der Vollständigkeit anzumerken, das der chinesische Vorlieferant zwar in den Niederlanden ein Büro betreibt – dieses jedoch nicht als eingetragenes EU-Unternehmen gelistet ist (so meine Recherche). Somit ist eben nicht der Hersteller der Inverkehrbringer in der EU, sondern eben der „Händler“ Greenakku.de.
Die vom chinesischen Vorlieferanten abgegebene CE-Konformitätserklärung ist (zum Zeitpunkt Mitte 2019) zudem noch falsch bzw. unvollständig, den neben der Allgemeinen Elektrischen Sicherheit wäre eine Konformität nach R.E.D. (Radio Equipment Directive), also eine funktechnische Konformität, zusätzlich zu erklären (der Akku hat Bluetooth – das IST Funk).
Achtung: Diese Angaben beziehen sich auf die gelieferte Ware.
Zu guter letzt wurde mir sowieso kein Akku wie bestellt, der Marke „Liontron“ geliefert (also auch so gelabelt), sondern eben ein „SolarFam“.
Dies wurde per Email so gegenüber der Fa. Bosswerk GmbH mitgeteilt und man meldete sich auch zügig, es würde sich ein Techniker melden.
Da innerhalb 14-Tagen dies nicht erfolgt ist, kontaktierte ich nochmals den Verkauf – man reagierte dann korrekt und bot sofort die Rücknahme und Gutschrift, wie von mir gefordert, an.
Damit war aber mein Vertrauen in diesen Lieferanten dennoch leider weg…….
Ergänzende Anmerkungen:
- Stand 09/2020 sind die auf der Webseite „greeenakku.de“ zum jeweiligen „Liontron“ – Akku verfügbare EU-Konformitätserklärung vollständig.
- Das technische von mir bemängelte Verhalten scheint aber kein Einzelfall zu sein, Mitte 2020 wird im Forum „wohnmobilforum.de“ ein Fall mit einem „Liontron“ beschrieben, der sich identisch verhält (frühzeitiger OVP).
Fazit
Die Dinger sind nicht billig, daher kann ich nur jedem empfehlen, testet den Akku ordentlich, so das ihr solche Fehler auch frühzeitig reklamieren könnt.
Dazu kann man das Ding auch im Fahrzeug verbauen und Ladung- / Entladung sowie sein OVP/UVP – Verhalten testen.
Funktioniert er korrekt, dann geht er auch nicht kaputt dabei – seine Lebensdauer wird durch ein/zwei 100% Entladungen für den UVP-Test nicht verkürzt.
OVP zu testen ist ein wenig schwieriger, das geht nicht mit funktionierender Ladetechnik – hier prüft aber bitte, ob er bei Ladung mit 14.4V (Ladegeräte im Modus „nasse Bleibatterie“) noch kein OVP meldet, danach im Modus – 14.8V (AGM-Batterie) laden, dann darf er melden, wird es wahrscheinlich jedoch nicht, da die üblicherweise verbauten BMS erst weit über 15V eine OVP-Abschaltung machen.
Danke für diese tolle Erklärung deines Mangels. Sehr ärgerlich, was Du mit deiner Batterie erlebst.
Und großartig, dass Du den Mangel so gut einschätzen und bewerten konntest. Das kann ja nicht jeder Laie.
Ich drücke dir Daumen, dass Du eine voll funktionsfähige Batterie erhältst.
Herzlichst
Matthias
Wie in meinen neueren Artikeln lesbar, habe ich mich für ein Produkt eines anderen Lieferanten entschieden.
Ich möchte hier nochmals ausdrücklich darauf hinweisen, das der Akku zurückgenommen und gutgeschrieben wurde – ich wollte nur mal darstellen, was einem so alles unterkommen kann.
Gruß
Michael
Ich habe zwei baugleiche Liontron auf meinem Boot parallel geschaltet.
Die eine Batt verhält sich perfekt. Bei der anderen laufen die Zellen gegen Ende der Ladephase auseinander.
Eine Zelle bleibt im Rückstand und wird gemäss 3 Apps nicht ausgeglichen. Die ganze Batt schaltet frühzeitig wegen Zellen-Überspannung ab.
Der technische Support von Liontron konnte (eher wollte) meine Fragen nicht beantworten und schien nur da zu sein um Probleme der Kunden abzuweisen.
Fazit meiner Meinung nach:
– Liontron macht allemal eine ungenügende Eingangskontrolle der Batts die sie vermutlich fertig von China beziehen.
– Liontron hat kein Qualitätssicherungssystem und ist nicht zertifiziert. Ist ja nirgends erwähnt.
– Liontron hat gar kein Patent obschon sich der technische Support wiederholt auf Werte die sich in einem Patent befinden und er deshalb nicht nennen darf. Auf Patent-Suchdiensten findet man nichts unter dem Begriff Liontron.
Also insgesamt enttäuschend und meine Empfehlung ist andere Lieferanten als Liontron oder Bosswerk in Betracht zu ziehen.
Hallo Marcello,
deine Beschreibung weist eindeutig darauf hin, das eine Zellbank defekt ist. Dazu sollte das „Können“ der Serviceabteilung bei Liontron (wohl zusammen mit Greenakku, Bosswerk zur Bosswerk Verwaltungsgesellschaft gehörend)) ausreichen, dies zu erkennen.
Liontron Akku sind reine OEM-Ware, also im Auftrag von Liontron bei einem chinesischen Herstellers (vermutlich dem, dessen Label auf meinem Akku geklebt war) gefertigt. Bei OEM-Ware bringt der Lieferant im allgemeinen das komplette das Know-How, der andere konzentriert sich meist ausschließlich um den Vertrieb – in wie weit hier wirklich technisches Know-How vorhanden ist, ?????
Ob Liontron ein zertifiziertes QM-System (nach ISO9000/9001) hat, weis ich nicht, ist auch egal, da es erst einmal nichts an der Qualität der Produkte ändert, außer dass sie gleichmässiger gut oder schlecht sind (böse beschrieben, aber letztlich ist das die Aufgabe eines QM-Systems).
Das mit dem Patent ist eine fragwürdige Aussage, den alles an den Akkusystemen ist nicht/nicht mehr patentwürdig (und wenn ist es mit Sicherheit nicht in der Hand von Liontron). Da will man sich wohl etwas verstecken, mangels technischer Informationen oder Unkenntnis des/der Mitarbeiter.
Fehler eindeutig beschreiben, auf Garantieaustausch beharren und hoffen, der nächste funktioniert.
Gruß
Michael